Wie du deine Meinung auf Deutsch ausdrückst: wichtige Redemittel für A2 bis C1
- Charlotte
- vor 7 Stunden
- 8 Min. Lesezeit
Wie kannst du sagen, was du zu einem Thema denkst?
Wenn du das einmal in deiner eigenen Sprache überlegst, findest du bestimmt ganz viele Möglichkeiten. Und genauso ist es natürlich auch im Deutschen.
Das Thema „die eigene Meinung sagen“ ist besonders wichtig, wenn du eine Prüfung bestehen möchtest. Zum Beispiel für die telc-Prüfung auf dem Niveau B1: Dort musst du einen Text lesen, eine Diskussion führen und deine Meinung zum Inhalt ausdrücken.
Und natürlich hört das nach der B1-Prüfung nicht auf. Auch auf höheren Niveaus sollst du sagen, was deine Ansicht zu einem Thema ist – aber auf einem noch besseren Sprachniveau und mit anspruchsvolleren Redemitteln.
Aber auch wenn du keine Prüfung machst, möchtest du im Alltag sagen können, wie du etwas findest. Vielleicht soll in deinem Wohnort gebaut werden. Oder es gibt ein neues Gesetz, das du gut findest – oder gar nicht gut. Wie sprichst du darüber mit deinen Nachbarn oder mit Freunden?
Auch im Beruf müssen wir sehr oft unsere Meinung zu einem Thema sagen. Und natürlich macht es einen Unterschied, ob das so nebenbei, informell in der Kaffeeküche passiert, in einer offiziellen Besprechung oder sogar schriftlich – vielleicht soll es wissenschaftlich klingen, zum Beispiel an der Universität.
Das ist also ein breites Feld – und zum Glück gar nicht so schwer. Das Gute ist nämlich: Du kannst das sehr gut üben. Und wenn du ein paar von den Redemitteln lernst, die ich dir jetzt beschreibe, dann wirst du dich viel sicherer fühlen.
Heute bekommst du also Redemittel von mir, mit denen du deine Meinung ausdrücken kannst – von A2 bis C1.
Hier kannst du die passende Episode im Uplevel Your German Podcast anhören:
Unser Beispielthema: mehrsprachige Erziehung
Wenn wir unsere Meinung sagen wollen, brauchen wir natürlich ein Thema. Wir nehmen heute „mehrsprachige Erziehung“. Das ist ein typisches B2-Thema – und vielleicht betrifft es dich ja auch, wenn du in Deutschland lebst und Kinder hast.
Also lautet unser Thema:
Ist eine mehrsprachige Erziehung sinnvoll?
Das ist ein Thema, zu dem wahrscheinlich jeder eine Meinung hat. Ich habe ja selbst in Italien und England gelebt. Unsere Kinder – vor allem die älteren – sind deshalb dreisprachig aufgewachsen.
Und ich wurde in England einmal von einer Lehrerin gefragt:
„Könnten Sie zu Hause nicht einfach Englisch sprechen? Dann lernen die Kinder es viel schneller.“
Aber natürlich war es mir wichtiger, dass die Kinder auch Deutsch lernen.
Vielleicht ist dir so etwas in Deutschland auch schon passiert. Auch hier hört man oft, dass Migranten zu Hause bitte Deutsch sprechen sollen.
Du siehst also: Für mich ist das ein emotionales Thema - dazu habe ich eine Meinung.
Und wenn du zum Beispiel in einer Prüfung überlegst, welche Emotionen du zum Thema hast, dann wird es viel einfacher, darüber zu sprechen.
Einfache Redemittel auf A2/B1: der Einstieg
Starten wir mit ganz einfachen Redemitteln, die schon Anfänger im A1-Kurs lernen:
ich finde, ich denke, ich glaube, ich meine.
Auf dem A1-Niveau kommt danach ein Hauptsatz.
Zum Beispiel:
Ich finde, Mehrsprachigkeit ist ein großer Vorteil.
Hier haben wir zwei Hauptsätze, und das Verb steht in beiden Sätzen auf Position zwei.
Natürlich ist unser Thema kein A1-Inhalt, aber du kennst diese Struktur – und sie funktioniert auf jedem Sprachniveau: Du bekommst einfach immer mehr Varianten dazu.
Und falls du beim Lesen merkst, dass dir manche Grundlagen noch fehlen: Genau dafür habe ich meinen Kurs German for Beginners entwickelt. Dort bauen wir gemeinsam Schritt für Schritt eine sichere Basis auf. >>>
Auf dem A2-Niveau kommen dann die dass-Sätze dazu.
Dann hast du einen Hauptsatz und einen Nebensatz mit der Konjunktion „dass“.
Zum Beispiel:
Ich finde, dass Mehrsprachigkeit ein großer Vorteil ist.
Jetzt haben wir einen Hauptsatz (ich finde) und einen Nebensatz (dass Mehrsprachigkeit ein großer Vorteil ist). Im Nebensatz kommt das Verb ans Ende.
Machen wir noch mehr Beispiele:
Ich denke, mehrsprachige Kinder haben ein feineres Sprachgefühl. - oder:
Ich denke, dass mehrsprachige Kinder ein feineres Sprachgefühl haben.
Ich glaube, sie haben in Zukunft bessere Chancen, eine gute Arbeit zu finden.
Ich glaube, dass sie in Zukunft bessere Chancen haben, eine gute Arbeit zu finden.
Ich meine, man kann mehr als eine Sprache gut beherrschen.
Ich meine, dass man mehr als eine Sprache gut beherrschen kann.
Für das A2- und B1-Niveau sind diese Redemittel perfekt. Du kannst damit in einer Prüfung schon sehr viel sagen und wirkst klar und strukturiert.
Wenn du dich aber auf deine B2- oder C1-Prüfung vorbereitest – oder wenn du im Beruf sehr professionell oder sogar wissenschaftlich klingen möchtest –, dann solltest du die Redemittel variieren.
Gerade in Prüfungen ist es gut zu zeigen, dass du einen umfangreichen Wortschatz hast und dich auf die Prüfung vorbereitet hast.
Aber keine Angst: Das bedeutet nicht, dass du endlos viel lernen musst. Es reicht, wenn du ein paar passende Redemittel kennst. Sie sind dann das Gerüst für deine Argumentation, und die passenden Inhalte füllst du einfach später ein.
Fortgeschrittene Redemittel: so klingst du souverän (B2/C1)
Wenn du mit den einfachen Redemitteln sicher bist, dann kannst du einen Schritt weitergehen.
Ich sage meinen Teilnehmern immer:
Ab hier wird es eigentlich erst interessant.
Denn ab einem höheren Niveau kannst du nicht nur sagen, was du denkst, sondern auch, wie sicher du dir bist, wie persönlich es für dich ist oder wie sachlich du argumentieren möchtest. Und genau das macht ein Gespräch – oder eine Prüfung – richtig lebendig.
Wir schauen uns jetzt verschiedene Gruppen von Redemitteln an und verbinden sie immer mit unserem Thema mehrsprachige Erziehung.
1. Persönliche Meinung
Manchmal möchtest du zeigen, dass etwas wirklich deine eigene Beobachtung ist und nicht die große Wahrheit für alle Menschen.
Vielleicht kennst du das: Du sitzt mit anderen Eltern zusammen, alle reden über Sprache, Kindergarten, Schule, darüber, wie viele Sprachen ein Kind „schaffen“ kann – und du merkst, dass jeder eine eigene Geschichte hat.
Für solche Momente passen Redemittel wie:
ich habe den Eindruck, dass …ich habe das Gefühl, dass …
Zum Beispiel:
Ich habe den Eindruck, dass sich viele Eltern von gut gemeinten Ratschlägen verunsichern lassen.
Ich habe das Gefühl, dass Kinder schneller Vertrauen fassen, wenn sie merken, dass ihre Sprachen im Alltag akzeptiert sind.
Diese Formulierungen sind warm, menschlich und klingen nicht nach „Ich weiß alles besser“, sondern eher nach:
Ich beobachte das, ich erlebe das – und ich teile es mit dir.
Gerade in einer mündlichen Prüfung sind solche Sätze sehr wertvoll, weil du damit authentisch klingst und nicht nur „auswendig gelernt“.
2. Ruhig und sachlich
Dann gibt es Redemittel, die ein bisschen distanzierter wirken – im positiven Sinne. Sie zeigen, dass du ein Thema gut überblickst, ohne gleich emotional einzusteigen.
Vielleicht kennst du das aus beruflichen Situationen:
In der Kaffeeküche ist es okay zu sagen: „Ich finde das völlig daneben.“
Aber in einer Teamsitzung oder in einer Präsentation möchtest du vielleicht etwas seriöser klingen.
Dafür passen Redemittel wie:
meiner Meinung nach …meiner Ansicht nach …aus meiner Sicht …
Diese Formulierungen haben einen ruhigen Ton.
Sie sagen:
Ich habe mir Gedanken gemacht, ich habe etwas beobachtet, und jetzt sage ich, was ich denke – aber ohne Drama.
Beispiele mit unserem Thema:
Meiner Meinung nach profitieren Kinder davon, wenn sie von Anfang an mehrere Sprachen hören.
Meiner Ansicht nach sollten Familien nicht unter Druck gesetzt werden, zu Hause nur Deutsch zu sprechen.
Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass Eltern auf ihr Bauchgefühl hören und nicht auf jeden Kommentar aus der Umgebung.

Solche Redemittel passen hervorragend in Prüfungen, aber auch ins echte Leben. Sie sind höflich, klar und lassen Raum für andere Meinungen.
3. Starke Formulierungen: wenn du wirklich überzeugt bist
Es gibt Situationen, in denen du innerlich sehr klar bist und spürst:
Dazu habe ich eine eindeutige Haltung.
Vielleicht geht es um dein Kind, deine Familie, deine Werte oder um Erfahrungen, die du selbst gemacht hast.
Für diesen Ton eignen sich Redemittel wie:
ich bin überzeugt, dass …ich bin fest davon überzeugt, dass …ich bin der Ansicht, dass …
Diese Redemittel zeigen Stärke, aber ohne dabei zu heftig oder sogar aggressiv zu wirken.
Beispiele:
Ich bin überzeugt, dass Mehrsprachigkeit Kindern später viel Selbstbewusstsein geben kann.
Ich bin fest davon überzeugt, dass es völlig normal ist, wenn Kinder Sprachen mischen. Das gehört zum Lernprozess.
Ich bin der Ansicht, dass Schulen viel stärker auf die Ressourcen mehrsprachiger Familien eingehen sollten.
Solche Sätze sind ideal, wenn du in einer Prüfung zeigen möchtest:Ich weiß, wovon ich spreche, und ich stehe dahinter.
4. Gehobene Formulierungen: schriftlich und formell
Manchmal möchtest du etwas seriöser klingen. Vielleicht schreibst du einen formellen Text, eine E-Mail, eine Studienarbeit oder einen offiziellen Kommentar. Dann kannst du Redemittel nutzen, die etwas „akademischer“ wirken.
Typische Beispiele sind:
meines Erachtens …ich vertrete die Ansicht, dass …ich stehe auf dem Standpunkt, dass …
Diese Formulierungen benutzt man nicht spontan beim Kaffee, aber sie passen hervorragend zu schriftlichen Aufgaben oder formellen Diskussionen.
Beispiele:
Meines Erachtens wird in vielen Bildungseinrichtungen noch immer zu wenig über die Vorteile von Mehrsprachigkeit gesprochen.
Ich vertrete die Ansicht, dass jede Sprache eines Kindes wertvoll ist – unabhängig davon, wie gut sie gesprochen wird.
Ich stehe auf dem Standpunkt, dass Kinder ein Recht darauf haben, ihre Familiensprache zu behalten.
Vielleicht siehst du in geschriebenen Texten auch die Abkürzung „m. E.“.
Das steht für „meines Erachtens“. Diese Abkürzung benutzt man vor allem in schriftlichen, eher formellen Texten, zum Beispiel in Artikeln oder wissenschaftlichen Arbeiten. Du findest m.E. auch in einer kurzen Stellungnahme, wenn dir jemand sagen möchte: "Ich denke, dass es so ist: ..."
Im gesprochenen Deutsch sagt man aber immer den ganzen Ausdruck: meines Erachtens.
Solche Sätze wirken strukturiert, klar und reflektiert – genau das, was du in einer B2- oder C1-Prüfung zeigen sollst.
Vielleicht kennst du das Gefühl: „Ich verstehe alles, aber beim Sprechen werde ich unsicher.“
Genau dafür habe ich den CharLingua Sprachclub gegründet. Du bekommst jede Woche Texte, Wortschatz, Audios und ein Live-Treffen, bei dem du mit anderen Deutschlernenden sprichst – in kleinen Gruppen und in einer entspannten Atmosphäre.
Dort üben wir genau das, was du für echte Gespräche brauchst: Redemittel, Reaktionen, spontanes Sprechen und Sicherheit im Formulieren deiner eigenen Meinung. Mehr über den CharLinuga Sprachclub erfährst du hier: Zum Sprachclub >>>
5. Meinungen, die auf Wissen oder Erfahrung basieren
Manchmal möchtest du nicht nur sagen:
So fühle ich das.
Sondern eher:
Ich habe Gründe, das so zu sehen.
Dann passen Redemittel wie:
ich gehe davon aus, dass …es ist anzunehmen, dass …man kann davon ausgehen, dass …
Sie zeigen, dass deine Meinung auf Beobachtungen oder auf Informationen basiert.
Beispiele:
Ich gehe davon aus, dass Kinder, die zwei Sprachen gleichzeitig lernen, später flexibler im Denken sind.
Es ist anzunehmen, dass Eltern oft widersprüchliche Informationen bekommen und deshalb unsicher werden.
Man kann davon ausgehen, dass Kinder beide Sprachen besser lernen, wenn sie positive Rückmeldungen bekommen.
Diese Formulierungen klingen fundiert und schaffen Vertrauen – sowohl beim Prüfer als auch beim Gesprächspartner.
6. Ein klares Fazit: dein roter Faden
Zum Abschluss deiner Argumentation kannst du deine Sicht noch einmal bündeln. So bekommt dein Beitrag ein klares Ende.
Zum Beispiel mit:
für mich steht fest, dass …mein Standpunkt ist, dass …
Beispiele:
Für mich steht fest, dass Mehrsprachigkeit ein Geschenk ist – selbst wenn der Alltag manchmal chaotisch wirkt.
Mein Standpunkt ist, dass Familien sich von außen nicht verunsichern lassen sollten. Jede Familie findet ihren eigenen Weg.
Solche Sätze geben deiner Argumentation ein ruhiges, sicheres und überzeugendes Ende – perfekt für mündliche und schriftliche Prüfungen.
Wie kannst du das üben?
Wenn du jetzt einmal zurückblickst, dann hast du heute eine ganze Reihe von Möglichkeiten kennengelernt, um deine Meinung auszudrücken – von ganz einfachen Sätzen wie ich denke oder ich finde, bis hin zu Redemitteln, die viel sachlicher oder sogar wissenschaftlicher klingen.
Und du hast gesehen: Es ist gar nicht so schwer. Oft brauchst du nur ein oder zwei passende Formulierungen, damit du in einer Diskussion viel sicherer wirkst.
Probier es doch gleich einmal aus:Überlege dir einen Satz zu unserem Thema „mehrsprachige Erziehung“ und wähle bewusst ein Redemittel aus diesem Artikel. Vielleicht meiner Meinung nach, vielleicht ich bin überzeugt, dass … – such dir eines aus, das gut zu dir passt.
Du kannst deinen Satz aufschreiben, laut sprechen oder jemandem erzählen. Schon eine kleine Übung hilft deinem Gehirn, die neuen Strukturen abzuspeichern.
Fazit
Mit diesen Redemitteln kannst du in der mündlichen und schriftlichen Prüfung, aber auch im Alltag und im Beruf klar sagen, was du denkst. Du musst nicht alle Ausdrücke auf einmal lernen. Wähle drei bis fünf Formulierungen, die dir gefallen, und benutze sie regelmäßig.
Mit der Zeit werden sie ganz automatisch ein Teil deiner deutschen Sprache – und du wirst merken, wie viel leichter es wird, deine Meinung auf Deutsch zu äußern.
Wenn du dir beim Deutschlernen eine klare Struktur wünschst, trag dich gern für meinen Newsletter ein. Dort bekommst du regelmäßig Tipps, einfache Erklärungen und Materialien, die dir helfen, deinen Wortschatz Schritt für Schritt aufzubauen – ganz ohne Perfektionsdruck:
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