Deutsch sprechen ohne Angst: 3 Strategien für mehr Selbstvertrauen
- Charlotte
- vor 5 Tagen
- 4 Min. Lesezeit
Deutsch im Kopf vs. Deutsch beim Sprechen
Hast du schon mal diese Memes gesehen?
„Deutsch in meinem Kopf“ – ein wunderschönes Bild.
„Deutsch, wenn ich es spreche“ – ein Bild, das aussieht, als hätte es ein kleines Kind gemalt.
Genau so fühlt es sich für viele Deutschlerner an, wenn sie sprechen wollen.
Sie fühlen sich nicht kompetent und selbstsicher, sondern unsicher oder sogar dumm.
Und weil dieses Gefühl so stark ist, sagen sie lieber nichts. Sie sprechen Englisch. Oder sie treffen nur Menschen, die die eigene Sprache sprechen.
👉 Dieses Gefühl – das ist die Angst vor dem Sprechen.
Und hier zeige ich dir, wie du damit anders umgehen kannst – so, dass sie dich nicht mehr blockiert, sondern dir sogar hilft.
Hier kannst du die passende Episode im Uplevel Your German Podcast anhören:
Warum habe ich Angst, Deutsch zu sprechen?
Wenn du an deine Schulzeit denkst - und dann an das Wort “Fehler”. Dann denkst du bestimmt an einen roten Stift, an eine schlechte Note.
Wir haben gelernt: Fehler sind schlecht. Fehler dürfen nicht sein.
Genau dieses Gefühl spüren wir als Erwachsene wieder, wenn wir Deutsch lernen.
Die Angst zeigt sich in vielen Formen:
Angst, nicht zu verstehen.
Angst, nicht ausdrücken zu können, was man eigentlich sagen möchte.
Angst, dass andere über Grammatikfehler lachen.
Angst, dass der Akzent komisch klingt.
Angst, die richtigen Worte nicht zu finden.
Und das beginnt oft schon im Kurs: Manche lesen ungerne laut, andere wollen nicht gerne vor der Gruppe sprechen.
Im ersten Moment hilft es nicht wirklich, wenn ich dir jetzt sage: „Diese Art von Angst ist normal“.
Aber: Es ist so. Manche Menschen haben zwar kein Problem damit, in einer anderen Sprache zu sprechen. Aber dann kennen sie diese Angst in anderen Situationen.
Angst beim Deutschsprechen - was passiert im Körper?
Wenn wir Angst haben, schaltet der Körper in ein Alarmprogramm. Das zeigt sich oft in drei Reaktionen:
Fight (kämpfen): Man spricht zu schnell, wird ungeduldig oder genervt – und macht dadurch noch mehr Fehler.
Flight (fliehen): Man vermeidet Gespräche, sagt nur „ja“ oder „nein“ oder wechselt ins Englische.
Freeze (erstarren): Der Kopf ist leer, man hat einen Blackout und kein Wort kommt heraus.
👉 Das sind keine Charakterschwächen, sondern ganz normale Stressreaktionen.
Typische körperliche Symptome sind:
Herzklopfen
erhöhter Blutdruck
angespannte Muskeln
trockener Mund
Eigentlich bereitet dich dein Körper so auf Höchstleistungen vor. Doch dein Gehirn interpretiert die Signale falsch: Statt „Ich bin wach und leistungsfähig“ denkst du: „Hilfe, ich mache bestimmt Fehler.“

Wie kann ich meine Angst, Deutsch zu sprechen, überwinden?
Es gibt viele Methoden, mit der Angst beim Deutschsprechen umzugehen. Hier sind 3 Strategien, die besonders wirksam sind.
1. Gefühle bewusst neu deuten (Reframing)
Der erste Schritt: Verändere deine Perspektive.
Dein Körper sendet Signale – und du kannst lernen, sie anders zu interpretieren.
Herzklopfen? 👉 „Mein Körper macht mich wach, damit ich schnell reagieren kann.“
Trockener Mund? 👉 „Mein Körper bereitet sich darauf vor, endlich zu sprechen.“
Fehler? 👉 Sie sind ein Zeichen von Fortschritt.
Denke an ein Kind, das laufen lernt. Es fällt hin, steht wieder auf – und niemand sagt: „Das war falsch.“ Alle sagen: „Das Kind lernt laufen.“
Genauso ist es mit dem Sprechen: Jeder Satz, ob mit oder ohne Fehler, ist ein Schritt nach vorn.
👉 Tipp: Nach jedem Gespräch frag dich nicht „Was war falsch?“, sondern: „Was war gut?“

2. Notfall-Sätze vorbereiten (Emergency Phrases)
Vielen Deutschlernern gibt es Sicherheit, wenn sie ein paar Notfall-Sätze, Emergency phrases, bereit haben:
Beispiele:
„Mir fällt das Wort nicht ein. Was ich meine ist …“
→ I can’t remember the word. What I mean is …
„Das ist ähnlich wie …“ → It’s similar to …
„Das ist das Gegenteil von …“ → It’s the opposite of …
Und wenn du etwas nicht verstanden hast:
„Entschuldigung, das habe ich nicht verstanden.“ → Sorry, I didn’t get that.
„Wie bitte?“ → Could you say that again?
👉 Schreibe dir diese Sätze auf und wiederhole sie regelmäßig, bis sie automatisiert sind. So hast du in Stressmomenten immer einen „Rettungsanker“.
3. Die Armband-Technik (physisches Signal)
Wenn die Angst dich trotzdem blockiert, probiere ein kleines Ritual:
Trage ein Armband oder Haarband am Handgelenk.
Immer wenn du denkst: „Ich sage lieber nichts, sonst mache ich Fehler“, wechselst du das Armband auf die andere Seite.
Stell dir dabei vor, wie du die Angst und die Blockade ablegst und neu startest.
Wenn du kein Armband hast, dann nimm einen Schlüssel aus der einen Hosentasche und steck ihn in die andere. Wichtig ist, dass du ein sichtbares, physisches Signal setzt.
👉 So gibst du deinem Gehirn das Zeichen: „Neustart.“
Fazit: Ziel ist Kommunikation, nicht Perfektion
Angst beim Deutschsprechen ist normal – und sie zeigt dir, dass dir die Sprache wichtig ist.
Fehler sind keine Katastrophe, sondern Lernschritte. Ohne Fehler kein Fortschritt.
Mit Strategien wie Reframing, Notfall-Sätzen und der Armband-Technik kannst du deine Angst in Energie verwandeln.
👉 Denk immer daran: Das Ziel ist nicht Perfektion. Das Ziel ist Kommunikation.