10 Deutsche Redewendungen mit „Mund“ – einfach erklärt
- Charlotte
- vor 31 Minuten
- 4 Min. Lesezeit
Es ist mal wieder Zeit für Redewendungen!
Eigentlich wollte ich heute über Redewendungen rund um das Thema „sprechen" reden.
Aber als ich angefangen habe, sie aufzuschreiben, sind mir so viele mit dem Wort „Mund“ eingefallen, dass ich beschlossen habe: Das wird eine eigene Folge.

Bestimmt würdest du einige dieser Ausdrücke im Kontext auch sofort verstehen – aber noch schöner ist es natürlich, wenn du sie selbst anwenden kannst.
Deshalb bekommst du hier zu jeder Redewendung ein Beispiel aus dem Alltag, in dem sie typisch verwendet wird.
🎧 Höre hier die passende Episode im Uplevel Your German Podcast:
1. Kein Blatt vor den Mund nehmen
→ offen und ehrlich sprechen, auch wenn es unangenehm ist
Die Deutschen gelten als sehr direkt. Wenn wir also eine Redewendung dafür haben, dass jemand sehr direkt ist, ohne etwas zu beschönigen (= es schöner zu sagen) … dann kannst du dir vorstellen, was das bedeutet.
Wenn also jemand kein Blatt vor den Mund nimmt, dann spricht er ganz offen.
Beispiel:
Dein Kollege Martin kommt ständig zu spät. Du bist es leid und sagst: „Ich werde mit ihm reden – und ich nehme dabei kein Blatt vor den Mund!“
Ursprünglich kommt diese Redewendung übrigens aus dem Theater:
Schon im 16. Jahrhundert haben sich Schauspieler über Politiker oder andere wichtige Persönlichkeiten lustig gemacht. Dabei hielten sie ein Blatt oder eine Maske vor ihr Gesicht. So wurden sie nicht erkannt und bekamen keinen Ärger.
Wer das nicht tat, der nahm kein Blatt vor den Mund – und sprach offen.
2. Jemandem nach dem Mund reden
→ sagen, was der andere hören will, nicht die eigene Meinung
Zum Beispiel:
Dein Chef will ein neues Projekt starten, obwohl es keine gute Idee ist.
Deine Kollegin Lisa weiß das, lobt es aber trotzdem. Sie will dem Chef gefallen und sagt genau das, was er hören will. Sie redet ihm nach dem Mund.
3. Jemandem das Wort aus dem Mund nehmen
→ genau das sagen, was der andere gerade sagen wollte
Ihr habt ein großes Meeting und Lisa erklärt: Dieses Projekt ist ein Meilenstein auf unserem Weg zum Erfolg.
Der Chef freut sich: „Sie haben mir die Worte aus dem Mund genommen.“ Also: Lisa hat genau das gesagt, was der Chef sagen wollte.
Ein ganz anderes Beispiel:
Es ist Samstagabend und du schaust einen Film, zusammen mit deiner Familie.
Deine Mutter sagt: „Dieser Schauspieler sieht aus wie unser Postbote. Und er bewegt sich auch so!“
Genau das wolltest du in diesem Moment auch sagen! Deine Mutter hat dir die Worte aus dem Mund genommen.
4. Jemandem das Wort im Mund umdrehen
→ etwas absichtlich falsch wiedergeben oder verdrehen
Anna und Max gehen jeden Samstag zu ihrem Lieblingsitaliener und essen Pizza. Diese Woche hat Anna eine Idee: „Lass uns doch mal das neue Restaurant an der Ecke ausprobieren. Das soll richtig gut sein.“
Und Max antwortet: „Ach, du magst also keine Pizza mehr. Das ist dir wohl zu langweilig. Dann brauchen wir im Urlaub ja auch nicht mehr nach Italien zu fahren.“
Er hat ihr die Worte im Mund umgedreht – und das klingt oft vorwurfsvoll oder aggressiv.
5. Jemandem den Mund verbieten
→ jemandem nicht erlauben, etwas zu sagen
Zurück im Büro: Martin weiß, dass das neue Projekt nicht funktionieren wird.
Und – er traut sich (he’s got the courage), das zu sagen. Aber Lisa unterbricht ihn und ruft:
„Ach, Martin, deine Meinung will keiner hören!“
Martin antwortet: „Ich lasse mir doch nicht den Mund verbieten!“
6. Den Mund zu voll nehmen
→ zu viel versprechen oder angeben
Das hat nichts mit Essen zu tun!
Wenn jemand zu viel verspricht oder übertreibt, sagen wir:
„Er hat den Mund zu voll genommen.“
Zum Beispiel:
Ein Kollege möchte eine spannende Aufgabe übernehmen. Er behauptet, dass er sie in ganz kurzer Zeit erledigen kann. Das schafft er aber nicht.
Oder ein Nachbar erklärt, dass es in seinem Garten kein Unkraut geben wird (no weeds in his garden) – ganz ohne Pestizide.
Wenn das dann alles nicht funktioniert, kannst du sagen: Der hat den Mund ein wenig zu voll genommen.
7. Den Mund halten
→ nichts sagen, still sein
Das kann unfreundlich klingen („Halt den Mund!“), aber auch neutral:
„Wir planen eine Überraschungsparty für Emilia – also haltet bitte den Mund, sie soll es noch nicht wissen!“
8. Den Mund aufmachen
→ etwas sagen oder sich trauen, seine Meinung zu sagen
Du gehst mit Freunden ins Kino. Danach sagst du:
„Ich hatte solche Angst. Ich mag doch keine Actionfilme.“
Deine Freunde antworten: „Warum hast du das nicht früher gesagt? Du musst einfach mal den Mund aufmachen!“
Es geht also darum, den Mut zu haben, etwas zu sagen.
Es kann auch bedeuten, dass man seine Meinung sagt und sich gegen Ungerechtigkeiten wehrt - entweder für sich oder für andere.
9. Mit offenem Mund dastehen
→ erstaunt oder überrascht sein
Wenn jemand etwas tut, das du nie erwartet hättest, dann stehst du mit offenem Mund da.
Zum Beispiel:
Martin kommt pünktlich! Oder Lisa widerspricht dem Chef!
„Ich stand echt mit offenem Mund da – das hätte ich nie gedacht.“ Vielleicht sieht Martin deinen erstaunten Blick, als er pünktlich kommt und sagt: „Du kannst den Mund wieder zumachen.“
10. Sich den Mund verbrennen
→ etwas Unüberlegtes sagen, das falsch verstanden wird – und es später bereuen
Du möchtest mit Freunden wandern gehen. Eine Freundin trägt sehr schicke Schuhe mit hohen Absätzen.
Als du fragst, ob sie nicht lieber andere Schuhe anziehen möchte, wird sie sauer und sagt: „Manchen Menschen ist es eben nicht egal, wie sie aussehen!“
Jetzt siehst du, dass sie auch keine Jacke dabei hat. Aber … dazu sagst du nichts mehr, du hast dir ja schon einmal den Mund verbrannt.
💡 Übung für dich
Überlege mal:
Wann hast du dir schon einmal den Mund verbrannt?
Wann hast du lieber den Mund gehalten – vielleicht, um Streit zu vermeiden?
Und wer in deinem Umfeld sollte vielleicht mal den Mund halten? 😄
Hör dir gern die Podcastfolge an und finde heraus, welche dieser Redewendungen du schon kennst – und welche du als Nächstes benutzen möchtest!“